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01.04.2008 - Die Pirnaer Rundschau im Interview mit dem Geschäftsführer der WGP ...

April 2008 - Die Pirnaer Rundschau im Interview mit dem Geschäftsführer der WGP zum geplanten Abriss der Remscheider Straße 18-21

Das Interview führte Steffen Dietrich von der Pirnaer Rundschau mit Jürgen Scheible von der WGP.

Steffen Dietrich: Herr Scheible, die Ankündigung der WGP, die Remscheider Straße 18 – 21 abreißen zu wollen, kam für viele überraschend. Welchen Grund gab es dafür, die Abrissplanung vor der Entscheidung nicht mit den Mietern zu erörtern oder vorab eine Einwohnerversammlung durchzuführen?

Jürgen Scheible: Wir wollten verhindern, dass eine große Zahl von Mietern, die nicht vom Abriss betroffen sind, durch langwierige öffentliche Diskussionen verunsichert wird. Uns sind noch die Ereignisse aus den Jahren 2002/03 im Bewusstsein, als durch unausgegorene Pläne und Gerüchte, die monatelang öffentlich diskutiert wurden, großer Schaden entstanden ist. Damals erhöhte sich der Leerstand in den Elfgeschossern, über die diskutiert und spekuliert wurde, dramatisch. Darunter haben wir heute noch zu leiden. Es war auch zu befürchten, dass es nach dem Sankt-Florians-Prinzip eine Art „Wettbewerb“ zwischen verschiedenen Mietergruppen geben könnte, in der Hoffnung, den Abriss des eigenen Hauses, zu Lasten eines anderen Gebäudes verhindern zu können. In Ansätzen mussten wir das auch jetzt erleben. Hätten wir wochenlang Unklarheit gehabt, wäre das sicher sehr problematisch geworden und alle hätten darunter gelitten. Am lautesten wurden öffentliche Veranstaltungen übrigens von denen gefordert, die solche Podien für ihre eigene Profilierung verwenden wollten. Und dafür stehen wir nicht zur Verfügung.

Wir stehen dazu, dass es richtig war und ist, die Betroffenen zuerst persönlich zu informieren. Alle anderen Vorschläge, die dazu gemacht wurden, wurden auch von uns im Vorfeld abgewogen, haben aber einer Prüfung nicht standgehalten.

Ich muss auch darauf hinweisen, dass die Entscheidung über den Abriss vom jeweiligen Eigentümer – also hier der WGP - zu treffen war, und nicht von Dritten. Das mag jetzt hart klingen, hat aber in erster Linie etwas mit den rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun, die für eine GmbH gelten. Ein Hin- und Herschieben der Verantwortung kann es dabei nicht geben. Die Abwägung über den Abriss ist sehr sorgfältig und auch nicht eilfertig erfolgt, auch wenn das nicht jeder Außenstehende für sich selbst nachvollziehen kann.

Steffen Dietrich: Welche Aspekte waren ausschlaggebend für die Entscheidung, genau dieses Haus abzureißen?

Jürgen Scheible: Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die insgesamt zu der Entscheidung geführt haben. Da ist zunächst der lang anhaltende und sehr hohe Leerstand, vor allem bei Vier- und Fünf-Raum-Wohnungen. In diesem Segment liegt der Leerstand über 60 Prozent. Aber auch bei allen anderen Wohnungstypen gibt es anhaltenden Leerstand. Einige der Wohnungen stehen bereits seit zehn Jahren leer, obwohl wir auf vielfältige Weise versucht haben, neue Mieter zu finden. Insgesamt liegt der Leerstand in dem Abrissobjekt fast viermal so hoch wie im Durchschnitt aller vermietungsfähigen WGP-Objekte.

Die Remscheider Straße 18 – 21 hat im Vergleich zu anderen Objekten relativ hohe Betriebs- und Unterhaltskosten. Aufgrund seiner Konstruktion hat dieser Gebäudetyp einen ungewöhnlich hohen Anteil an Fluren und sonstigen Nebenflächen, die auch unterhalten werden müssen. Wir haben uns auch angeschaut, mit welchen baulichen Maßnahmen wir in den nächsten Jahren zu rechnen hätten. Das betrifft den Algenbefall der Fassade ebenso wie die notwendige Erneuerung der Elektrik, etc.

Ein weiteres Problem sind Wohnungen, die aufgrund der Sonderregelungen für DDR-Altmietverträge bei Auszug unrenoviert zurückgegeben werden und zwischenzeitlich nicht saniert wurden. Um diese Wohnungen wieder vermietungsfähig zu machen, muss im Durchschnitt der Gegenwert von ca. zwei Jahresmieten aufgewendet werden; die Spitzenwerte liegen übrigens bei ca. vier Jahresmieten. Das ist sehr problematisch. Wenn man gleichzeitig andere Wohnungen hat, die bereits vollständig saniert sind oder mit geringerem Aufwand hergerichtet werden können, versucht man natürlich bevorzugt diese Wohnungen zu vermieten.

Was die Akzeptanz der Objekte betrifft, haben wir ein sehr widersprüchliches Bild. Die Mieter, die seit vielen Jahren in dem Objekt wohnen, fühlen sich dort wohl und möchten gern wohnen bleiben. Eigentlich eine sehr schöne Referenz für die WGP. Mietinteressenten, die auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind, lehnen das Objekt aber häufig ab und bevorzugen kleinere und andere Strukturen.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass der hohe Leerstand ohne Aussicht auf Besserung, und die ständig steigenden Kosten auf Dauer nicht mehr tragbar sind.

Steffen Dietrich: In der gegenwärtigen Diskussion wurde von einigen Bundes- und Landespolitikern der Standort Sonnenstein als von der WGP „in Frage gestellt“ dargestellt. Wie ist die Situation aus Ihrer Sicht?

Jürgen Scheible: Der Sonnenstein ist und bleibt der wichtigste Standort für die WGP, denn auch nach dem Abriss wird sich dort in etwa die Hälfte aller WGP-Wohnungen befinden. Deshalb ist es uns wichtig, den Sonnenstein auf die Erfordernisse der nächsten Jahrzehnte hin auszurichten und noch attraktiver zu machen.

Was die angesprochenen Bundes- und Landespolitiker betrifft, die sich in der Regel über eine Tageszeitung zu Wort gemeldet haben, so haben wir den Eindruck gewonnen, dass es hier auch um persönliche Profilierung geht und teilweise versucht wird, die laufenden Veränderungsprozesse dafür zu instrumentalisieren. Ich bin überzeugt, dass die Bürger erkennen werden, wer sich wirklich für eine positive Entwicklung in Pirna engagiert oder wer nur alle paar Jahre - und zwar meistens dann, wenn die nächsten Wahlen anstehen – von sich hören lässt. Als WGP sind wir sehr froh, dass wir breite Unterstützung aus allen Fraktionen des Stadtrates erhalten haben, das ist uns wichtiger.

Die Veröffentlichung erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Pirnaer Rundschau.

Quelle: Pirnaer Rundschau, 02.04.2008, Seite 2 www.pirnaer-rundschau.de

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